Dr. Svenja Brockmüller (Universität Koblenz), Prof. Dr. Dirk Felzmann, Teagan Wernicke (RPTU Kaiserslautern-Landau)
Handeln für Nachhaltigkeit Slot 1 | 09.10.2024, 12.15 Uhr
• Was sind Gelingensbedingungen transdisziplinärer Kommunikations- und Kollaborationsprozesse zur Klimaanpassung in Vereinen?
• Wie sehen entsprechende Strategien transformativer Klimakommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aus?
• Welche Gestaltungsprinzipien des konkreten didaktischen Designs von Service Learning Konzepten lassen sich ableiten?
Neben Forschung und Lehre gehören inzwischen auch Aktivitäten wie Wissens- und Technologietransfer oder regionales Engagement im Rahmen der Third Mission zu den Kernaufgaben von Hochschulen (vgl. Schneidewind, 2016). Durch Kooperationsprojekte mit Praxis-partner*innen können z.B. gesellschaftliche Transformationsprozessen kollaborativ gestaltet werden (vgl. Bruhn et al., 2019). Im Rahmen der Transferaktivitäten von Hochschulen bietet sich Service Learning als didaktisches Instrument an, da es als projektorientierte Lehr- und Lern-form gesellschaftliches Engagement (service) mit der Förderung fachlicher, methodischer und sozialer Kompetenzen (learning) der Studie-renden verknüpft. Dabei stellen die Anwendung von Fachlichkeit auf konkrete gesellschaftliche Fragen, die Kooperation mit gemeinnützigen Stakeholdern der Zivilgesellschaft, eine begleitende Reflexion sowie eine curriculare Einbettung zentrale Elemente dar (Rosenkranz et al., Hrsg., 2020). Durch Service Learning-Formate werden neben dem subjektiven Lernerfolg der Studierenden u.a. auch ihr Selbstbild und ihr zivilgesellschaftliches Engagement positiv beeinflusst (vgl. Reinders, 2010).
Klimasensitive Vereinsaktivitäten (z.B. Outdoor-Sport, Kleingärtnern, Jugendfreizeiten) sind von den regionalen Folgen des Klimawandels auf vielfältige Weise betroffen. Im Fokus der Klimaforschung stehen sie jedoch bislang kaum – speziell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete Anpas-sungsstrategien sind entsprechend selten. Durch Entwicklung und Implementierung des Service Learning-Konzepts „VereinsKomPass“ am Campus Landau der RPTU Kaiserslautern-Landau werden bisherige Hürden der Klimakommunikation zwischen Wissenschaft und Ehrenamt überwunden. Ziel ist eine transformative Klimakommunikation (vgl. Trümper & Beck, 2021), die basierend auf gegenseitigem Wissenstransfer konkrete zielgruppenspezifische Handlungsmöglichkeiten anregt. In einem innovativen transdisziplinären Ansatz wird die Professionalisie-rung angehender Geographielehrkräfte mit dem gesellschaftlichen Bedarf einer adressatenorientierten Klimakommunikation verknüpft. Die Studierenden agieren als Brückenbildner zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und greifen hierbei sowohl auf ihre fachliche als auch ihre fachdidaktische Expertise zurück. Im engen Austausch mit Vereins-Akteur*innen erarbeiten sie im Rahmen eines Mensch-Umwelt-Seminars spezifische Klimawandel-Betroffenheitsanalysen und leiten mithilfe der Kreativitätsmethode Design Thinking (vgl. Brown & Wyatt 2010) ge-meinsam mit den Praxispartner*innen kollaborativ passgenau auf die spezifischen Problemfelder abgestimmte nachhaltige Anpassungsemp-fehlungen und innovative Lösungen ab. Gleichzeitig werden regionale gesellschaftliche Praxisbedarfe an die Hochschule rückgemeldet. In einer an das Seminar anschließenden Projektstudie erstellen die Studierenden als innovative Kommunikationsinstrumente Kurzfilme, in de-nen Anpassungsempfehlungen für bestimmte Zielgruppen oder Tätigkeitsbereiche innerhalb des Vereins durch die jeweiligen Vereinsak-teur*innen selbst kommuniziert werden.
Das Service Learning-Konzept „VereinsKomPass“ wurde unter Rückgriff auf den Design-Based Research-Ansatz (vgl. Feulner et al., 2021) in insgesamt vier Design-Zyklen iterativ entwickelt, erprobt, reflektiert und optimiert. Es wurden leitfadengestützte Interviews mit Personen aus allen beteiligten Akteursgruppen geführt, die auf die Gelingensbedingungen transdisziplinärer Kommunikations- und Kollaborationspro-zesse innerhalb des Projekts abzielen, um Gestaltungsprinzipien des didaktischen Designs sowie Strategien erfolgreicher Klimakommunika-tion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft durch Service Learning abzuleiten.
Literatur:
Brown, T., & Wyatt, J. (2010). Design Thinking for Social Innovation. Development Outreach 12(1), 29-43.
Bruhn, T., Herberg, J., Molinengo, G., Oppold, D., Stasiak, D., & Nanz, P. (2019). Grounded action design: Transdisciplinary co-creation for better transformative pro-cesses. Frameworks for transdisciplinary research. GAIA 28(4), 336 – 336.
Feulner, B., Hiller, J., & Serwene, P. (2021). Design-Based Research in der Geographiedidaktik – Kernelemente, Verlaufsmodell und forschungsmethodologische Beson-derheiten anhand vier ausgewählter Forschungsprojekte. Educational Design Research, 5, 2, 1-32.
Reinders, H. (2010). Lernprozesse durch Service Learning an Universitäten. Zeitschrift für Pädagogik 56(4), 531-547.
Rosenkranz, D., Rodeurs, S., & Oberbeck, N. (Hrsg.). (2020). Service Learning an Hochschulen. Beltz juventa.
Schneidewind, U. (2016). Die "Third Mission" zur "First Mission" machen? die hochschule. journal für wissenschaft und bildung (1), 14-22.
Trümper, S., & Beck, M.-L. (2021). Transformative Klimakommunikation: Veränderungsprozesse in Wissenschaft und Gesellschaft anstoßen. GAIA, 30(3), 162 –167.