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Mit Critical Thinking fängt Nachhaltigkeit erst an – für ökologische Sensibilität

Dr. Florian Wobser (Universität Passau)

Berücksichtigung der Komplexität der Nachhaltigkeit - Slot 1 | 08.10.2024, 11.30 Uhr

Das UNESCO-BNE-Konzept und die analytisch geprägte Philosophie teilen Kernkompetenzen des systemischen und Kritischen Denkens. Diese Kompetenzen sind notwendig, jedoch nicht hinreichend. So schreibt Jonas Pfister zum Abschluss seiner ansonsten hilfreichen Einführung Kritisches Denken knapp, aber sehr vielsagend: „Rationalität ist allerdings nur ein Wert unter vielen und sicherlich nicht der wichtigste. […] Wir sind emotionale und soziale Wesen. […] Wir bilden zusammen mit anderen Gemeinschaften […]. All dies gilt es nicht zu vergessen, wenn wir uns darum bemühen, Entscheidungen zu treffen, die möglichst rational sind“ (2020, 225f.). Kritisches Denken bleibt wichtig, aber es wird überschätzt und sollte ergänzt werden. Diese Leerstelle soll im hier skizzierten Vortrag zunächst kritisch reflektiert und eingeordnet, dann aber auch mittels naturästhetischer und ökophänomenologischer Verfahren beispielhaft gefüllt werden. Diese zielen auf ökologische Sensibilität als wichtiges Korrelat gegenüber der BNE-Kompetenzen. Mit ihnen sollen emotionale, soziale und gemeinschaftliche Aspekte der Mensch-Mensch- aber nicht weniger Mensch-Natur-Beziehung gestärkt werden. Mit einem eher schillernden Begriff aus dem Anthropozän-Diskurs zielt der Vortrag darauf, jenes critical thinking um ein Bewusstmachen des entanglement mit all den „Anderen“ noch zu bereichern. Es wird so nicht einfacher, zumal sich das Systemische dadurch potenziell in physiozentrische Winkel über den Anthropozentrismus von BNE hinaus ausdehnt. Es wird also nicht bloß eine Art blinder Fleck des BNE-Ansatzes (an umweltpsychologische Kompetenzen wie Antizipation oder Selbstbewusstsein lässt sich gleichwohl anschließen) markiert, sondern ergänzend auch die Frage gestellt, wie sehr der Mensch samt der Tradition des Rationalismus in ökologischer Hinsicht dezentriert werden sollte, um eine kritische und sensible Naturbeziehung sowohl pädagogisch als auch didaktisch einer Bildung für Nachhaltigkeit zu unterlegen. Eine solche Dynamisierung wird abschließend mit dem Diskurs zur transformativen Bildung verbunden.
Es wird so der Forschungsfrage Ausdruck verliehen, ob das etablierte UNESCO-BNE-Konzept nicht zu anthropozentrisch und rational(istisch) angelegt ist – und inwiefern bzw. mit welchen Mitteln, etwa Naturästhetik, Ökophänomenologie etc., es bereichert werden sollte.

Hierzu liegen zahlreiche Vorarbeiten vor:
Zunächst verweise ich hier auf das Exposé meiner philosophiedidaktischen Habilitation zu Philosophischer Bildung im Anthropozän (→ abrufbar unter: http://tinyurl.com/mr3knjkz); weitere relevante Publikationen zu diesem Forschungsprojekt in Theorie wie Praxis finden sich über den folgenden Link: https://www.geku.uni-passau.de/professur-fuer-philosophie/team/dr-florian-wobser/publikationen

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